Westliche Bleiche mit Kriegerdenkmal

Was sich unter dem Titel Realisierungswettbewerb „Westliche Bleicheinsel mit Kriegerdenkmal“ mit Ideenteil „Bleicheinsel“ verbirgt, ist mehr, als man zunächst erahnen kann. Ausgangspunkt war die berechtigte Forderung aus der Bevölkerung, das stark von den Jahren mitgenommene Kriegerdenkmal zu sanieren.

Dabei entwickelte sich rasch die Überlegung, ob eine Sanierung des im Jahr 1938 errichteten Bauwerks dem eigentlichen Zweck genügt oder ob nicht - gerade aus der Entstehungsgeschichte des Denkmals heraus - eine Neugewichtung des Gedenkens an diesem Ort sinnvoll wäre. Nach dem 1. Weltkrieg als „Heldendenkmal“ auf der Westspitze der Bleicheinsel errichtet, wurde es noch während des 2. Weltkrieges zu einem „Kriegerdenkmal“. Zwar ist das Denkmal im täglichen Bewusstsein der Bevölkerung bis auf den Volkstrauertag kaum vorhanden. Es wird jedoch bei möglichen Eingriffen in den Baukörper ganz schnell zum Mittelpunkt einer heftigen, zum Teil höchst emotionalen Diskussion. Diese kann zu tiefen Rissen quer durch die Bevölkerung führen und eine sinnvolle Lösung völlig verhindern. So eine Situation war uns im Stadtrat – auch durch Beispiele in der näheren Umgebung – bewusst und wir mussten mit äußerstem Fingerspitzengefühl an die Maßnahme herangehen.

Dass dabei ein künstlerischer Wettbewerb mit Gedanken zur Einbindung des Denkmals in die zwischenzeitlich von überall zugängliche Bleicheinsel ein sachlich begründeter guter Ansatz zur Diskussion wäre, stellte sich schnell als richtungsweisender Weg heraus. Da Hinweise auf Bürgerversammlungen über das weitere Vorgehen nicht ausreichten, konnte die Diskussion durch das offene Angebot zur Mitsprache an alle interessierten Mitbürger, betroffenen Vereinigungen, Schulen und gesellschaftlich relevante Gruppen aufgefangen werden. Und in der Tat waren die äußerst sachlich, aber von tiefer Emotion durchdrungenen Redebeiträge zu dieser Thematik eine Sternstunde der Sachauseinandersetzung über eine heikle Problematik.

Unter kluger Leitung durch Herrn Antonius Janotta vom Büro „die Städtebau“ GmbH Gersthofen wurden auch Grundzüge festgelegt, die bei der Sanierung am bestehenden Ort berücksichtigt werden müssen. Die Bewertung der Ausschreibungsergebnisse unter der sachkundigen Führung von Herrn Professor Gerd Aufmkolk ergaben klare und eindeutige Ergebnisse, die in einer öffentlichen Vorstellung sowie einer zweiwöchigen Präsentation der Bevölkerung zur Beurteilung vorgelegt werden konnten. Mit der dezenten, aber doch spürbaren Neuausrichtung des Denkmals für alle vom Krieg betroffenen Opfer und der einfühlsamen Einbindung in die neue Parklandschaft mit einem modernen Fußgängersteg auf die Bleiche scheinen wir dem Ziel recht nahe gekommen zu sein. Dass die Regierung von Schwaben im Rahmen der Städtebauförderung diesen Weg fachlich und finanziell großzügig unterstützt, unterstreicht die Bedeutung der Maßnahme. Es ging und geht nicht nur um die Sanierung eines Baudenkmals. Es geht darum, die Würde der Opfer aus dieser schrecklichen Zeit aufrechtzuerhalten, allen Opfern einen Raum zum Gedenken zu geben. Wir sollen uns in unserer mitunter leichtlebigen Zeit daran erinnern, dass der Frieden und nicht der Sieg in einer Schlacht täglich neu erkämpft werden muss - und zwar überall.